Plötzlich fiel das Auto ins Wasser
Kölner Bootsführer rettete zwei Frauen das Leben
Es sollte ein ganz normaler Tag werden als der Kölner Bootsführer Thorsten Stricker Mitte Juni im Greifswalder Museumshafen unterwegs war. Doch plötzlich ging alles ganz schnell.
"Gerade sah ich noch wie das Auto ins Hafenbecken fiel, da rannte ich auch schon los!". Schuhe, Hemd und Hose zog er schon im Laufen aus und sprang nur Sekunden später
in seinen Boxershorts ins 14° kalte Wasser.
Im Auto schrie die 49-Jährige Greifswalderin laut um Hilfe. Stricker beruhigte die verzweifelte Frau mit den Worten: "Hallo, ich bin Rettungsschwimmer, bleiben Sie ganz ruhig!",
denn er hatte erstmal ziemliche Mühe die Frau zu überreden das Fenster herunterzukurbeln. Da immer mehr Wasser ins Auto strömte hatte die Greifswalderin die Fenster wieder
hochgekurbelt und da sich die Türen des Fiestas nicht mehr öffnen ließen, mußte die Rettung durch das Seitenfenster geschehen.
Inzwischen drohte das Auto ganz zu versinken. Halb im wieder offenen Fenster hängend, löste Stricker erstmal den Sicherheitsgurt und zog die Fahrerin gerade noch rechtzeitig aus
dem Auto als dieses versank.. "Ich wußte gar nicht, daß ein so kleines Auto so einen solchen Sog entwickeln kann. Ich hatte in dem Augenblick wirklich Mühe die Frau, die obendrein
gar nicht schwimmen konnte über Wasser zu halten." Auf der anderen Seite des ca. 20 m breiten Hafenbeckens faßten dann zwei Passanten an einer Treppe mit an, um Retter und Gerettete
aus dem kalten Wasser zu ziehen. Jetzt kamen auch Polizei und Feuerwehr mit Blaulicht und Einsatzhorn angebraust. "Die Feuerwehr dachte zuerst, ich hätte das Auto im Hafen versenkt.", dabei hatte die Greifswalder
Autofahrerin an der Kaimauer beim Ausparken nur den falschen Gang eingelegt.
Thorsten Stricker ist seit über sieben Jahren aktiver Rettungsschwimmer bei der Kölner DLRG-Gruppe. Erst kurz vor seiner Bundeswehreinberufung hatte er die Prüfung zum
Rettungsbootsführer erfolgreich bestanden. "Wenn man halt kein Boot dabei hat, ist es schon gut noch schwimmerisch Retten zu können", so der sympathische 20-Jährige.
Von den rund 30 Schaulustigen am Ufer ist Stricker, der gerade eine Elektronikerausbildung an der Marinetechnikschule Parow absolviert, eher enttäuscht. "Keiner ist reingesprungen
und hat mitgeholfen. Viele haben nur mit ihrem Handy die Polizei gerufen".
Aber das kennt er schon. Erst vor einigen Monaten rettete er einem Wochenende Anfang Mai in Binz auf Rügen eine junge Frau aus der Ostsee.
Am Ende der Seebrücke spielte Sie wohl mit Ihrem Freund "TITANIC". Dabei glitt sie aus und stürzte rund fünf Meter tief in die Ostsee. "Gelernt ist gelernt" dachte sich
Stricker und sprang hinterher. "Die Frau war schon einen Meter unter Wasser, ehe ich sie zu fassen bekam."
Da die Seebrücke keine Treppe hatte, schleppte er sie ca. 15 Minuten lang bis an den Strand.
Dort kümmerte sich dann eine Bäderärztin um die Verunglückte.
Artikel von Peter A. Fischer, Köln
Foto von Peter A. Fischer, Köln